VDP GG Vorpremiere 2023 (Teil 1)
VDP GG-Vorpremiere 2023 (Teil 1)
Seit nun mehr als 3 Jahren gehören wir auch zu dem ausgewählten Kreis von Gästen, die den neusten Jahrgang der trockenen Spitzenweine in Wiesbaden verkosten dürfen. Durch unsere zahlreichen Reisen zu unseren Partner*innen verkosten wir grundsätzlich viel, aber eben meist von denjenigen, die wir bereits kennen. Wiesbaden ist einzigartig. Eine höchst durchorganisierte, professionelle Verkostung mit anschließendem Top-Rahmenprogramm. Vor uns liegt eine gute, aber auch anstrengende Zeit. Verkostet wird ab 9 bzw. 10 Uhr morgens. Wir sind gespannt auf den Jahrgang 2021 und 2022.
Tag 1
Das Thema des ersten Tages ist „alles außer Riesling“. Also ran an die Burgunder!
Ich verkoste in diesem Jahr nicht nach der Reihe, sondern nach der Relevanz für Concept Riesling.
Wie kann man schöner beginnen als mit Chardonnay GG von Julian Huber. Im ersten Flight warten 2021 Schlossberg GG und 2021 Bienenberg GG auf mich. Der Eindruck der letzten Jahre, dass Julian die Chardonnays auf eine völlig neue Ebene in Deutschland bringt, bleibt. Wir arbeiten schon lange zusammen und können auch auf einen Verkostungsschatz in die tiefen Jahre seines Vaters zurückblicken. Julians Weg ist seit vielen Jahren unbestritten nach oben. Nicht nur in Deutschland, sondern international. Ohne Zweifel können diese Weine in LineUps mit ganz großen Burgundern stehen.
Der Hecklinger Schlossberg im Breisgau ist ein besonderer Fleck. In der Schwarzwälder Vorbergzone findet man skelettreichen, verwitterten Muschelkalk. Schlossberge gibt es viele und sind geschichtlich darauf zurückzuführen, dass die Weinlagen um ein Schloss herum stehen. In Hubers Fall ist es die Burg Lichteneck. Im Glas haben wir einen sehr geradlinigen, feinen aber auch fordernden Chardonnay. Unglaubliche Energie und Präzision. Tiefgründig und langanhaltend. Ein großartiger Wein, der uns in den nächsten Jahrzehnten sehr viel Freude bereiten wird.
Im Bienenberg stehen die Reben auf verwittertem Muschelkalk mit Eisenablagerungen. Der Boden ist sehr felsig und die Reben können sehr tief wurzeln. Die Weinberge sind hier terrassiert und haben eine bis zu 40% Neigung. Im Glas etwas leiser als der Schlossberg, aber nicht weniger tiefgründig oder spannend. Weiße Frucht und eine filigrane Kräutrigkeit. Ob der erste Schluck doch nicht in den Spucknapf ging..
Auch im Flight mit sind die Weine aus Oberrotweil und Ihringen. Franz Keller, Salwey. Dr. Heger und Stigler. Schön zu sehen, dass keiner die gleiche Stilistik fährt. Deutscher Chardonnay kann eben Lagentypizität zeigen und die Handschrift der Winzer*innen tragen. Bis auf Salwey sind alle Chardonanys aus dem Jahrgang 2021. Der 2020er wirkt etwas braver und ruhiger, was auf den Jahrgang zurück zu führen ist. Alle Chardonnays finde ich wirklich gut. Jeder in seiner Art toll!