Warum Lukas Hammelmann einer der besten Winzer des Landes ist & Worte zum Weinmarkt
Teil 1: Worte zum Weinmarkt
Laut dem Bundesamt für Statistik gibt es in Deutschland (Stand 2020) 15.200 Betriebe, die Wein anbauen. Kleine Betriebe verschwinden Jahr für Jahr von der Bildfläche. Während es im Jahr 2010 noch 6.000 kleine Betriebe gab, waren es 10 Jahre später nur noch 3.600 - Tendenz: weiter fallend.
Die Anzahl von größeren Betrieben hingegen blieb stabil. Sehr große Betriebe gibt es sogar mehr als vor 14 Jahren. Das zeigt, wie sich die Branche entwickelt. Plakativ gesagt: weg von kleinen Handwerksbetrieben, hin zu großen Industriebuden. Natürlich ist das nicht die ganze Wahrheit, denn es verschwinden ja auch Betriebe, die nicht von der nächsten Generation übernommen werden, oder Betriebe, deren Zahlen auch in der Zeit davor schon schlecht waren: fehlende Absatzkanäle, vielleicht auch mangelnde Qualität und fehlende Innovation. Zahlreiche Faktoren spielen da hinein. Eine andere Entwicklung zeigt, dass man mit den Erfolgen der Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart enorm erfolgreich wachsen kann. So sind Betriebe u.a. im Verband der deutschen Prädikatsweingüter so gewachsen, dass sie mittlerweile ein Vielfaches an Rebfläche bewirtschaften. Neue „große Lagen“ kamen da (mit wenigen Ausnahmen) oft nicht hinzu, sondern Rebfläche für Basisweine, Exportware und Regalfüller. Eine Entwicklung, die wirtschaftlich sicherlich nachvollziehbar ist, wobei man auch durchaus der Meinung sein kann, dass es die Betriebe mit der gleichen Qualität und Hektarzahl von früher auch heute noch geben würde. Nichtsdestotrotz sehnt sich der Mensch (und Unternehmer-Landwirt) auch nach mehr und möchte seinen Namen vermutlich weiter nach außen tragen. Das ist in unseren Augen auch in Ordnung und wir würden uns nicht anmaßen, die geschäftlichen Entscheidungen der Weingüter grundsätzlich als falsch oder richtig zu beurteilen, doch was uns auffällt, ist der Verlust an Qualität und Identität in direktem Zusammenhang mit dem Wachstum des Weinguts. Gestandene „Größen“, die mit gereiften Weinen in der Vergangenheit für DIE WOW-Wein-Momente gesorgt haben, präsentieren im Glas eine geschliffene Einheitsbrühe -erschreckend! Es ist schade, dass das Wachstum der letzten Jahre mit einem Qualitätsverlust verbunden ist.
Bei denjenigen, die fokussiert geblieben sind und vielleicht manchmal einfach genügsamer, findet man diese Entwicklung nicht. Während die Marktpreise der Weine in den letzten Jahren bei allen dermaßen nach oben geschossen sind, zog die Qualität nicht unbedingt immer mit. Die dümmlichen Vergleiche mit dem Burgund nerven. Ich habe schon dermaßen viel schlechten Burgunder getrunken! Bourgogne, der für 45€ nicht schmeckte und auch gereiften Grand Cru für 450€. Außerdem haben die Top-Domaines im Burgund auch keine 80 Hektar und produzieren viele Tausend Flaschen Grand Cru.
Teil 2: Warum Lukas Hammelmann einer der besten Winzer des Landes ist
Großer Schwenk zurück – wieso ist Lukas Hammelmann gerade im Jahr 2024 einer der besten Winzer des Landes? Tauchen wir ab in die Vergangenheit:
Lukas wurde 1993 in der Pfalz geboren. Seine Familie hat nichts mit Wein am Hut gehabt. Es gab keinen Papa mit Weingut und keine entfernten Verwandten mit Weinbergen, dennoch begeisterte er sich für die Landwirtschaft. 2008 begann er mit seiner Winzerausbildung und machte 2015 seinen Meister. Er arbeitet/e bei Betrieben wie Theo Minges und dem Weingut Leiner. Lukas ist ein Charakterkopf und ein Macher. Er hatte keine Betriebsgrundlage und dennoch eine Vision: Nicht nur als Winzer woanders arbeiten, sondern auch eigenen Wein produzieren. Charakterwein. Ganz handwerklich. 2016 begann er auf 0,3 Hektar im Hambacher Schlossberg, Wein zu machen. Die Fässer zum Ausbau waren bei einer befreundeten Familie im Dorf untergebracht. 1000 Flaschen Produktionsmenge. Die Weine begeisterten uns schon in diesem frühen Stadium. Genau wie Lukas selbst. Der Typ ist ein bisschen zu ehrlich, ein bisschen verrückt, aber unglaublich motiviert und einfach geradeaus, mit dem Herzen am richtigen Fleck. Die Partnerschaft mit Lukas begann im Prinzip bei Stunde null. Eine Partnerschaft, die bis heute andauert, und die Entwicklung ist immens. Als Concept Riesling Ende 2017 eine kleine (aber schicke!!) Marktbude war und noch gar keinen großen Kundenkreis hatte, gab es ja auch noch nicht viel Wein von Lukas zu verkaufen. Es folgt ein beiderseitiger explosiver Weg. Bis 2021 hat Lukas nun insgesamt 5 Hektar gekauft und gepachtet. Zwischen 25.000 und 30.000 Flaschen werden jährlich produziert. Lukas hat sich nicht reinreden lassen. Nie. Er hat immer seinen Weg verfolgt. Er hat auch Fehler gemacht und dennoch ging es weiter. Wir haben uns auch nie reinreden lassen. Mit unserer Neuaufstellung als Firma vor vielen Jahren sind wir kompromissloser denn je geworden. Keine Kompromisse, nur die beste Qualität. Nur Handwerksbetriebe in Familienhand, die Charakterweine produzieren. Immer auf der Suche nach den großartigsten Betrieben und Persönlichkeiten. Während wir an Samstagen 1.500 bis 2.000 Gäste am Carlsplatz begrüßen, haben wir auch viele Top-Gastronomien, die wir beliefern, und zahlreiche Endkunden, die unsere Selektion schätzen und unser Portfolio kaufen. Wir sind gewachsen. Lukas ist gewachsen. Doch wir sind uns treu geblieben.
Warum ist Lukas also jetzt einer der besten Winzer des Landes?
Weil er klar und fokussiert bleibt und das Handwerk immer im Vordergrund steht. Er durchlief eine Hype-Phase ohne abzuheben und das passiert in der heutigen Zeit kaum noch. Künstlich geschaffene Hypes kommen ja jede Woche als Stilmittel des Marketings von Weingütern und Winzern. Oft ist der Wein zu Beginn sogar gut, doch Folgejahrgänge schwächeln bei steigender Menge und verpuffter Nachfrage. Lukas Hammelmann produziert einzigartige Weine in einer Weinlandschaft, die von Gefälligkeit und Ideenlosigkeit strotzt. Lukas macht sich Gedanken, wo sein Wein getrunken werden soll. Ausflüge zu Weinhändlern, die kurzfristig am Erfolg partizipieren wollten, aber keine Energie reinsteckten, gab es zwar, aber daraus wurde gelernt und sie sind nicht mehr an „Bord“. 70% gehen ins Ausland.
Lukas kann seine Linie nicht fahren und sie gleichzeitig quer subventionieren mit einer belanglosen „Elternlinie“. Lukas macht aber auch keinen Wein, der allen gefällt. Er macht Wein, wie er sein muss. Von Terroir und Identität geprägt. Unverwechselbar und auch mit Ecken und Kanten. Manch einer mag ihm vorwerfen, dass es gefährlich ist, so zu sein und zu arbeiten. Doch wenn wir wirklich ehrlich sind: Es ist der einzig richtige Weg und der macht ihn zu einen der besten Winzer des Landes.