Der Piesporter Goldtröpfchen Riesling Kabinett 2023 von Julian Haart ist kein Wein, der sich sofort ins Herz schleicht. Der riecht nicht nach Zuckerwatte, sondern nach kühlem Stein und einer leichten Frische, die eher an grünen Apfel als an tropische Frucht erinnert. Der Wein macht keinen auf „Fruchtbombe“, sondern bleibt zurückhaltend und etwas verschlossen – fast ein bisschen kühl. Ein feiner Hauch von Zitrusfrucht ist da, aber das ist mehr Nebensache als Hauptthema.
Am Gaumen merkt man dann schnell, dass der Wein süß ist, aber nicht auf die „super süß, super weich“-Art. Die Restsüße ist eher subtil, fast ein bisschen schüchtern, gut eingebunden in eine lebendige, präsente Säure. Das ist kein flauschiger Dessertwein, sondern ein Kabinett mit Struktur. Die Frucht ist leicht, zart – nicht übertrieben, aber durchaus charmant. Aber was wirklich bleibt, ist diese knackige, mineralische Ader, die dem Wein eine kühle, fast salzige Note verpasst. Der Wein bleibt länger haften, nicht durch eine Wucht an Frucht, sondern durch diese präzise, klare Linie.
Das hier ist kein süßer Riesling, der sofort alle in den Bann zieht. Es ist ein Wein, der sich etwas Zeit nimmt, der sich nicht sofort entschuldigt, sondern nach und nach zeigt, was er draufhat. Wer mehr auf subtile Süße und präzise Mineralität steht, wird hier fündig. Wer auf süßen, schweren Wein aus ist, wird sich mit diesem Kabinett vielleicht schwer tun.