Manchmal kann man sich gar nicht vorstellen, in der heutigen Zeit noch Weingüter zu entdecken, die auf einem Weltklasse-Niveau arbeiten und völlig unter dem Radar fliegen. Dieses Glück hatten wir im vergangenen November, als wir zwei adrette, in konservativen Anzügen gekleidete, ältere Herren auf der Weinmesse in Meran entdeckten, die unaufgeregt hinter ihren Weinen standen. Mit dem Kommentar "Das sieht so konservativ aus, das könnte gut sein!" gingen wir an den Stand und staunten nicht schlecht, als wir erfuhren, dass der aktuelle Jahrgang 2009 sei und sie generell nur reife Weine verkaufen würden. Aus Leidenschaft und weil die Familie Orlandini, die hinter den Supertoskanern (so die Bezeichnung für Rotweincuvées aus der Toskana, die nicht ausschließlich aus heimischen Rebsorten bestehen) steht, nicht vom Weinbau lebt.
Die Verkostung der Weine haute uns sprichwörtlich aus den Socken. Die Weine sind zugleich dicht, fein, komplex und elegant. Dies gepaart mit der Reife bringt wundervolle, toskanische Weinkultur ins Glas.

Im Glas schimmern die Weine hellrot mit orangenen, ziegelsteinfarbenen Reflexen, die von einer schönen Reife zeugen.
Die Nase ist unglaublich fein und strukturiert mit Noten von Pflaumen, Pflaumenmus, Weichselkirsche, Tabak und Leder. Dennoch wirkt der Wein nicht opulent, eher fast noch jugendlich, da grüne, herbale Noten ihm eine tolle Frische verleihen und als wunderbarer Gegenpol zum Pflaumenmus arbeiten und alles in einer perfekten Balance halten.
Am Gaumen mit Zug und toller, integrierter Säure, die den Wein alles andere als schwer macht. Die Tannine sind dank der Reife bereits wunderschön geglättet.