Am Gaumen zeigt sich dann, was die Spätlese ausmacht: Sie hat eine zarte Süße, aber die wird sofort von einer frischen, lebendigen Säure geerdet. Der Wein ist nicht der süße, rundum verspielte Typ, sondern ein klar strukturierter, spannungsgeladener Riesling, der mit einer gewissen Mineralität fast schon schroff wirkt. Die Frucht bleibt im Hintergrund, aber sie ist da – ein feiner Hauch von Zitrusfrüchten, ein bisschen Honig, aber der wahre Charakter dieses Weins wird von der trockenen Mineralität geprägt, die den Wein lange begleitet.
Das weiße Label ist bei Julian Haart das Symbol für Präzision und Terroir – und genau das zeigt dieser Wein. Er ist kein Wein für schnelle Lutscher, die sofort süße Frucht und weiche Harmonie suchen. Hier geht es um Klarheit, um die Herausforderung der steilen Lagen, um einen Wein, der sich nicht sofort öffnen will, sondern Zeit braucht, um zu zeigen, was er wirklich kann. Wer sich darauf einlässt, bekommt einen klaren, mineralischen Riesling, der trotz seiner Süße alles andere als süßlich ist. Ein Wein, der präzise und auf den Punkt ist – und das mit einem weißen Label, das mehr sagt, als man zuerst denkt.