Am Gaumen dann die volle Breitseite: keine süße Verführung, keine weiche Harmonie. Stattdessen eine schroffe, kantige Mineralität, die fast wie ein rauer Schmirgel wirkt. Der Wein hat eine knallharte Säure, die sich nicht anpasst, sondern eher provoziert. Die Frucht bleibt im Hintergrund, fast wie ein flüchtiger Gedanke – das hier ist ein Wein, der vom Gestein und der Kargheit lebt.
Der Piesporter 2023 ist kein Wein, den man einfach so trinkt. Der zwingt einen, hinzuschauen, zuzuhören, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Wer ihn nicht versteht, wird ihn schnell wieder vergessen – aber wer sich drauf einlässt, bekommt einen spannungsgeladenen Stoff, der so in dieser Form an der Mittelmosel selten zu finden ist.